23. SONNTAG im Jahreskreis
Erste Lesung aus dem Buch der Weisheit (9,13-18)
Evangelium nach Lukas (14,25-33)
Auf der Suche nach Gott. - Sehnsucht nach Gott - Gott, wer bist du? Diese Frage hat mich immer beschäftigt. In meiner Liste fand ich ca. 200 Bücher, die ich - zum Thema „Gott“ - gelesen habe. Das sind viele Tausend Seiten. Verstehe ich jetzt, wer Gott ist? Nein. Er bleibt das tiefste Geheimnis, die tiefste Wirklichkeit, die das unvorstellbar große Universum erschaffen hat. Aber deswegen verstehe ich die Worte aus der ersten Lesung, aus dem Buch der Weisheit: „Wir begreifen kaum die Dinge auf dieser Erde; wir verstehen nur mit Mühe, was wir doch mit den Händen anfassen können. Wie könnten wir da ergründen, was im Himmel ist?“, das heißt also: „wer Gott ist“? Wer bin ich, im Vergleich zu diesem Gott? Kann ich überhaupt etwas mit ihm anfangen?
Aber da steht auch: „Durch deine Weisheit hast du die Menschen auf der Erde den rechten Weg geführt“ - Gott hat sich gezeigt, hat sich selbst mitgeteilt, hat gesagt, wer er für uns sein will, in und durch Jesus von Nazareth. In den Worten und Taten von Jesus hat Gott seine Zuneigung zu uns gezeigt. Er ist die Antwort auf unsere tiefste menschliche Sehnsucht nach Glück, nach Sinn, nach Erfüllung. Deswegen ist Jesus so wichtig für unser Leben. Ohne Jesus wäre ich fassungslos, ohne Orientierung in Bezug auf alles, was Gott anbelangt.
Jesus ist also „lebenswichtig“ für meine Beziehung zu Gott, bei dem es um „Alles oder Nichts“ geht. Deswegen hat Jesus auch Priorität und darf ich in meinem Leben nichts über ihn stellen: Nicht meine Arbeit, nicht meine Beziehungen, sogar nicht meine Eltern, Familie, Frau, Kinder. Nichts im Leben - wie wichtig es auch ist - kann und darf ich über Jesus und Gott stellen. Sonst baue ich mein Leben auf Sand.
Wenn der Glaube an Jesus an erster Stelle kommt, heißt das nicht, dass alles andere unwichtig wäre, oder abgewertet würde. Im Gegenteil: Es bekommt erst seinen richtigen Sinn, seinen richtigen Wert. Wo wir auf Jesu Worte und Anregungen hören, sein Verhalten und Handeln übernehmen, wird sich unsere Liebe zum Nächsten und die Sorge um die Familie erhöhen und nicht von ihr wegführen. Gerade mit Jesus Mitgehen stärkt das Band der Verbundenheit und der Liebe zueinander. Jesus warnt nur davor, dass, wo Eltern, Geschwister, Verwandte, Freunde uns - bewusst oder unbewusst - vom Weg mit ihm abbringen – sei es gelegentlich oder in grundsätzlicher Art - dort sollen wir uns nicht von ihnen beeinflussen oder bestimmen lassen. Nichts und niemand in meinem Leben kann so wichtig sein, dass ich deswegen meinen christlichen Glauben zurückstecken und dadurch vernachlässigen würde. In diesem Sinne fordert Jesus von uns eine Kompromisslosigkeit.
Wie wichtig das ist, unterstreicht Jesus durch seine Beispiele. Es ist zum Beispiel wie wenn einer einen Turm bauen will. Der soll sich zuerst ernsthaft überlegen, ob er das wirklich kann, die Mittel und die Möglichkeiten dafür hat, um es zu Ende führen kann. Wer sich in seinem Leben an Jesus anschließen will, soll sich gut und klug überlegen, ob er sich bereit und sich stark genug fühlt, auf die Forderungen von Jesus einzugehen.
Christsein, im Sinne von Jesus leben (biblisch: „Jesus nachfolgen“), an ihn glauben, sich mit ihm einlassen, ist kein Hobby, keine Freizeitbeschäftigung, etwas, was ich mache, wenn ich gerade Zeit und Lust dafür habe, etwas, was ich tun oder genauso lassen könnte. Es geht um mein Leben, um Sinn oder Sinnlosigkeit, Heil oder Unheil. Es ist eine Frage von „Alles oder Nichts.
Das will Jesus uns im heutigen Evangelium deutlich machen: Es soll uns klar sein, worauf wir uns mit ihm einlassen und wir sollen das dann auch konsequent, ohne Wenn und Aber, tun. Aber wie heißt es so schön in einem unserer Lieder: „Wir sind immer noch auf dem Weg. Und das Ziel bleibt eingeschrieben in mein Herz.“